29. Oktober 2015

Hühner, und andere Menschen

Ich bin mit Tieren aufgewachsen. Der zum Siedlungshaus rund tausend Quadratmeter große Garten diente quasi als landwirtschaftlicher Nebenerwerb, mindestens aber seiner ursprünglichen Bestimmung als Basis für Selbstversorgung. Dazu gehörten bei uns eben auch Tiere. Haustier war immer einen Katze, dazu als Nutztiere Kaninchen und Hühner. Manchmal auch Gänse oder Truthähne und einmal ein Schaf. Davon gibt es noch Bilder, wie ich versuche darauf zu reiten. Das Schaf war größer als ich. Irgendwann wurde es geschlachtet, genaues weiß ich darüber nicht mehr, ob es irgendwelche Vorschriften gegeben hat, wonach man das schlachten eines Schafes melden musste, oder ob irgendwelche Untersuchungen obligatorisch waren, nur eine gewisse Heimlichkeit an diesem Abend war spürbar, ich durfte nicht in den Stall, die Fenster waren dort zugehängt, und meine Eltern machten einen Eindruck, als ob eben was verbotenes getan wird. Schwarzschlachten nennt man es wohl.

21. Oktober 2015

Über die Heimat

Als 1861 Robert E. Lee das Oberkommando des Unionsheeres angeboten bekam, lehnte er dankend ab, mit den Worten, dass er sein Schwert nicht gegen seinen Heimatstaat erheben könne. Seiner Schwester schrieb er: „I have not been able to make up my mind to raise my hand against my relatives, my children, my home.“ Seine Heimat, Virginia, war ihm wichtiger und näher als die Vereinigten Staaten von Amerika. Gleiches gilt auch anderenorts. Dem Aufruf Kaiser Wilhelm ll „Zu den Waffen“ folgten 1914 begeistert nicht nur solche, die deutsche Großmachtsträume hatten, sondern auch diejenigen, die eigentlich Gegner der Monarchie waren. Nun ging es um die Verteidigung der Heimat, nicht um Kolonien, so dass sogar die Mehrzahl der Sozialisten dem Aufruf Wilhelms folgte.

19. Oktober 2015

Die Heimatfremdlerin

Die Heimatfremdlerin war ein Schreikind. Was ihre Eltern auch immer versuchten, sie konnten ihr Geschrei nicht stoppen. Je näher sie das Kind zu sich nahmen, auf den Arm, ins Bett, je beruhigender sie auf es einredeten, Schlaflieder sangen, um so mehr schrie es. Den Versuch, ihr Baby zu stillen, musste die Mutter bald aufgeben. Statt zu saugen, biss die Heimatfremdlerin nur zu. Noch heute ekelt sie sich vor Milch, und war dann doch sehr enttäuscht, als man keine Lactoseintoleranz fest stellen konnte. Aber was wissen Ärzte schon. Die Eltern haben sich bald scheiden lassen, von Selbstvorwürfen zerfressen, weil es ihnen nicht gelang das Kind zu beruhigen, flüchtete der Vater sich in die Arbeit, die Mutter wurde Esoterikerin, oder umgekehrt. Von da an, wurde die Heimatfremdlerin ein wenig ruhiger. In der Kita wollte man ihr zwar auch hin und wieder nahe kommen, doch nicht so schleimig klebrig widerlich wie es die Eltern taten. Was anderen Kindern vertraute Nähe war, die zur Mutter, oder anderen Verwandten, empfindet die Heimatfremdlerin als anmaßend und bedrohend.

17. Oktober 2015

Was kosten Träume? - Eine Stammtischrede!

Bevor sich Deutschland entschließt die eigene Grenze zu sichern, wird erst noch der Versuch unternommen werden, andere Länder für diese Aufgabe zu bezahlen. Die Türkei beispielsweise. Werden die gerne machen, für das Geld. Nur ob dadurch ein Flüchtling weniger nach Deutschland kommt, muss bezweifelt werden. Im Gegenteil, der Fluch der guten Tat wird wieder zuschlagen, denn, wenn es in der Türkei bessere Lager gibt, mit deutschem Steuergeld errichtet, dann sind schon diese Lager attraktiver und ziehen neue Flüchtlinge an.

Also wird es so weiter gehen, mit der typisch merkelschen Politik. Mit guter Absicht das Falsche tun, viel Geld zum Fenster raus schmeißen, nichts erreichen, um dann zum Schluss mit irgendeiner Begründung, die sicher aus der Tagesaktualität geklaut wird, dann doch die pragmatische Lösungsmöglichkeit zu wählen.

11. Oktober 2015

Eine Klimakunstschule, Antonio Gramsci und die Zivilgesellschaft

So so, es gibt also ein Projekt Klimakunstschule, bei dem Jugendlichen das Thema Klimaschutz über die Kunst nahe gebracht werden soll. Per Twitter bin ich darauf aufmerksam gemacht worden, bezeichnenderweise durch einen Retweed des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau & Reaktorsicherheit (BMUB). Zuerst musste ich lächeln, was für eine Kunst soll den da raus kommen? Bestenfalls wird es peinlich, so wie in diesem Beispiel, als der damalige Umweltminister Altmaier Energiewende-Kunst vorstellte. Dann aber, als das erste Lächeln verflogen ist, kommt mir Antonio Gramsci in den Sinn, und in diesem Moment, das darf ich versichern, ist mir das Lachen vergangen. Wer glaubt, bei dieser Klimakunstschule geht es auch nur im Entferntesten um Kunst, um irgendwelche künstlerische Dilettanten die ihre Weltsorge ebenso dilettantisch-künstlerisch versuchen auszudrücken, und dadurch eben ein Lächeln bei Betrachtern wie mir hervor rufen, der hat sich getäuscht. Nein, um Kunst geht nicht mal annähernd bei derartiger Kunst.

5. Oktober 2015

Kommende Desillusionierung

Wie sieht die Welt aus, wenn das geschehen ist, was sich heute bereits als Zukunft abzeichnet? Wir leben in einer Zeit, so hatte es bis vor kurzem den Anschein, in der sich die Visionen und Utopien der Vergangenheit anschicken, anschickten, Wirklichkeit zu werden. Ein Europa ohne Grenzen schien keine Vision mehr, oder die romantische Rückkehr zur Natur, der Mutter Erde, mit all diesen Nachhaltigkeitsnarrativen wie sie in Labels wie BIO und dergleichen sinngebend erzählerisch eingewoben sind, scheint bereits Wirklichkeit zu werden. Nicht zu vergessen die Energieversorgung natürlich, die ebenfalls nur noch auf der Ernte dessen was uns Mutter Erde als nachwachsende Früchte anbietet, aufgebaut ist. Es geht aber noch weiter, auch die sozialen und kulturellen Zwänge, die Familie, Religion, Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe, muss oder darf neuen selbst gewählten Identitäten Platz machen. Ein Freiheitsversprechen diesbezüglich entsteht, welches nur durch die Mutter Erde Grenzen bekommt.

4. Oktober 2015

Aus Blogs und Presse im Oktober '15

(25. Oktober 2015)

Stimmt doch: Lügenpresse
Ruhig und zurückhaltend im Ton zwar, doch bestimmt in der Aussage, nimmt sich der Politikwissenschaftler Werner Patzelt die Berichterstattung über Pegida vor. Selbstverständlich betrifft dies dann auch die AfD. Er sagt natürlich nicht, dass die Medien lügen, er drückt sich im Tagesspiegel anders aus:
Fakten werden oft so ausgewählt, aneinandergereiht und sprachlich umkleidet, dass der Leser, Hörer oder Zuschauer zum Urteil geleitet wird: Pegida ist schlecht, Pegidianer sind dumm und gemein, die Gegner von Pegida stehen für das Gute – und auf deren Seite sollte jeder stehen.
Etwa wird von Pegidianern so gut wie immer „gebrüllt“, während Gegendemonstranten „rufen“.
Was wie eine Kleinigkeit aussieht, ist in Wirklichkeit subtiler Meinungsjournalismus. Falsche Bilder werden verwendet, so selektiert dass sie nicht die Wirklichkeit sondern die Propaganda illustrieren, und Worte werden eben auch so gewählt. Doch damit nicht genug, muss ich hier anfügen, weil sonst das Bild welches wir von dieser Lügenpresse haben, ein unvollständiges bleibt. Es sind nicht nur die Worte, die offenbaren, dass wir es mit einer überwiegend Propaganda betreibenden Presse zu tun haben, sondern man schaue sich die Gesichtsausdrücke von Kleber und Co. mal an, wenn die über AfD oder Pegida berichten. Mimik und Tonfall drücken Verachtung aus - auch diese Botschaft wird wahr genommen, nicht nur das was gesagt wird, oder welche Bilder gezeigt werden. Das Spiel mit Emotionen wird zur Belehrung benutzt, Empörung und Abscheu dargestellt, auch ohne Worte oder Bilder. Am Ende bin ich mir nicht ganz sicher, welche Bezeichnung die treffendere ist: Lügenpresse oder Propagandapresse.