6. Dezember 2012

Hexenkinder - Kinderhexen

Durch die Rezension des Buches »Mäuselmacher oder die Imagination des Bösen von Rainer Beck« auf H|Soz|u|Kult bin ich auf einen Aspekt der Hexenverfolgung in Deutschland aufmerksam geworden, welcher mir, als Laien auf diesem Gebiet, völlig unbekannt war. Auch Kinder wurden als »Hexen« hingerichtet. Ein ordentlicher Prozess ging voraus, die Akten darüber sind vorhanden - es war keine Willkür, sondern ganz normale Rechtsprechung und Wahrheitsfindung der Zeit.

Ich habe nur diese Rezension gelesen, ebenso die in der FAZ, doch das macht schon betroffen genug. Wie konnte es nur zu derartigen Auswüchsen kommen? Ganz offensichtlich durch die Annahme, dass das »Böse« existiert und sich dem Menschen als Erlebnis mitteilen kann. Oder durch, wie der Untertitel des Buches meint, durch „die Imagination des Bösen.“


Wenn das Böse erst einmal identifiziert und erkannt war, konnten Hinrichtungen von Kindern damit legitimiert werden. Aber sind solche voraufklärerischen Gedanken heute nicht mehr vorhanden? Hierbei sind ernste Zweifel angebracht. Zwar werden Kinder nicht mehr exekutiert, doch Menschen werden auf Grund ihrer Andersartigkeit als Bedrohung, also auch böse, wahrgenommen.

Andra Bendlage schreibt als Schlusswort in ihrer Besprechung:
Mit der Erinnerung an die verfolgten Kinder hält uns der Autor zugleich einen Spiegel vor, denn die fatale Dynamik von Ein- und Ausschlussverfahren und die ‚Imagination des Bösen‘ sind nicht nur ein Kennzeichen vormoderner Gesellschaften.
Ja genau, wenn wir etwas nicht kennen und nicht verstehen, es uns fremd vorkommt, oder wir es als Bedrohung empfinden, dann neigen wir schnell dazu dieses als »Böse« charakterisieren. Das ist auch heute noch so.

Keine Kommentare :

Kommentar veröffentlichen